Geschichte

Die Crux mit dem Sportplatz

Was die Gemeinde 1970 Anton Walzl mit dem Ziel abkaufte, einen Fußballplatz zu errichten, glich lange Zeit keineswegs einer Sportzone. Der Promotor des Kaufs, Laugen-Präsident Josef Knoll, bezeichnet das Feuchtgebiet gar als „schönstes Biotop Südtirols“. Die ersten Maßnahmen zu dessen Trockenlegung muten einigermaßen martialisch an: Mit großen Mengen Aushubmaterial, die beim Bau der Haushaltungsschule Frankenberg bzw. dem Ausbau der Obstgenossenschaft Tisens anfielen, erfolgte die Auffüllung der Zone, wobei die vom Genossenschaftsareal stammende Erde bei den Fußballern ob ihrer Wasserundurchlässigkeit noch berüchtigt werden sollte.

Nach dem Abtritt von Knoll übernahm Hermann Linger die Initiative, brachte das Projekt aufgrund fehlender Mittel aber nur langsam voran. Improvisieren und Geduld haben lautete die Parole: Gab es wieder einmal einen Beitrag, konnte eine Firma mit Arbeiten betraut werden, dann stand alles wieder für Monate still.


Selbst ist der Mann

Bereits in dieser frühen Phase spielten die Eigenleistungen eine wichtige Rolle. Die Fußballfreunde investierten nicht nur Zeit und Arbeitskraft, immer wieder rückte man mit eigenem Arbeitsgerät bis hin zum Traktor aus, um den Platz weiterzubringen.

Der Sicherheitsaspekt blieb dabei völlig unterbelichtet: So brachten die Jugendlichen selbst Asbestplatten in den Kabinen an, hantierten an der elektrischen Anlage oder der mit Gasflaschen gespeisten Heizung herum. Auch in diesem Zusammenhang war das Glück mit den Tüchtigen. So präsentierte sich im Sommer 1978 ein Platz mit vielen Kompromissen und Provisorien:

Der Rasen wies eine unzureichende Dränage auf, das Bewässerungsproblem war ungelöst, die Beleuchtung des Feldes grenzwertig. Auch die Kabine konnte, was Heizung und Wasseranschlüsse betraf, kaum befriedigen: Nach Ende eines Spieles sprintete alles in Richtung Duschen, denn die Akteure wussten: Lange reicht das warme Wasser nicht!


„Eine halbe Hydraulikerlehre“

Der langjährige Platzwart Max Tribus, bei technischen Gebrechen stets vor Ort, meint gar, hochgerechnet habe er am Sportplatz „eine halbe Hydraulikerlehre“ absolviert. Oft genug packten auch die Ehefrauen mit an. Die Freude an Gemeinsamkeit und Sport machten es leicht, die eigene Freizeit zu investieren. Als die Protagonisten im Verlauf der achtziger Jahre mitbekamen, dass in vergleichbaren Gemeinden mittlerweile attraktive Sportanlagen entstanden waren, machte sich jedoch Unmut breit. Auf dereneralversammlung 1989 platzte Heinz Lochmann ob des „beschämenden Zustandes“ von Feld und Kabine der Kragen, und er stellte die Frage in den Raum, warum man in Tisens nicht über einen Sportplatz verfügen könne, wie ihn alle Gemeinden des Landes hätten.


Ein neuer Sportplatz muss her!

Dass der Fußball in Tisens nur eine Zukunft habe, wenn man am Sportplatz Hand anlege, war allen Beteiligten ab Mitte der achtziger Jahre klar. Mit 90 x 45m war das Spielfeld nach geltenden Bestimmungen zu klein, um weiter in der Amateurliga spielen zu können. Da die von der Lega Calcio geforderten Mindeststandards etwa in Zusammenhang mit den Kabinen wiederholt nicht erfüllt wurden, setzte es saftige Strafen. Folglich stand die Neugestaltung der Zone sowohl bei der neuen Vereinsführung unter Adalbert Hillebrand als auch bei der seit 1990 amtierenden Gemeindeverwaltung ganz oben auf der  Agenda. Die erste Notwendigkeit bestand in der Ablösung der Nachbargründe, da nur so an eine Erweiterung zu denken war. Die Angelegenheit kostete Zeit und Nerven, da die Verhandlungen mit mehreren, zum Teil widerstrebenden Parteien zu führen waren. Dann wurde die Sportzone in das Frankenberg-Projekt involviert. Dieses sah eine multifunktionale Halle mit Nebenräumen vor, die auch dem Fußball hätten zugute kommen sollen. In der Sektion überwog die Skepsis, da laut Projekt die Kabinen in Frankenberg über einen Aufzug erreichbar waren und die Wege sich recht weit ausnahmen. Nach dem Scheitern der Baupläne in Frankenberg unterbreitete die Landesverwaltung das Angebot, die Kabinen in ihrer heutigen Form zu realisieren.

Die Arbeiten in der Sportzone starteten 1994. Die Gemeinde belastete das Bauvorhaben finanziell enorm und es kam immer wieder zu Verzögerungen. Anstatt 1997 erfolgte die Einweihung erst im Jahr 2000. Die wichtigsten Maßnahmen: Erweiterung des Feldes auf 105 x 65m und Bau einer Zusehertribüne, Errichtung eines Trainingsplatzes sowie zweier Tennisplätze, völliger Neubau der Kabinen mit Bar im Obergeschoss, Errichtung einer Beleuchtungsanlage, Regelung der Bewässerungsfrage durch Bezug von Wasser von der Interessentschaft Prissian und Bau eines Speicherbeckens.

Eine der aufwändigsten und teuersten Maßnahmen stellte die Erhöhung des Feldes um etwa einen Meter und die Verlegung von Dränagerohren dar. Das Feld war bereits 1998 bespielbar, die Kabinen ließen noch zwei Jahre auf sich warten, weswegen sich der Verein mit einem Provisorium von mobilen Containern behalf.


Positiver Tenor

Sektionsleiter Robert Wiest und seine Leute überwachten die Baufortschritte in der Sportzone kontinuierlich. Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass einige Schwächen der Projekte bzw. in der Bauausführung ausgebügelt wurden, wie die ursprünglich zu steile Einfahrt oder die Planung von gleich sechs Waschbecken bei nur zwei Duschkabinen nebst sinnlosen Schließfächern.

Der eine oder andere Mangel, wie etwa der die Sicht auf das Feld behindernde Lichtmast vor der Kabine (soll demnächst versetzt werden), blieb aufgrund der recht inflexiblen Haltung der Landesbehörden bestehen. Markus Hillebrand meint, man hätte besser mehr in das untere Geschoss des Gebäudes (etwa vier statt zwei Kabinen) denn in das obere (mit der Bar) investiert. Andere Auschussmitglieder hätten die Positionierung der Kabinen nördlich des Spielfeldes bevorzugt. Dies sind aber, wie alle Beteiligten einräumen, Klagen auf hohem Niveau. Die neue Sportzone, so der einhellige Tenor, zähle schon aufgrund ihrer Lage zu den besseren im Lande und biete allemal die Voraussetzungen, Sport mit Freude auszuüben.


Mit der Führung der Sportzone betraut

2001 übertrug die Gemeinde dem SC Laugen per Pachtvertrag die Führung der Sportzone. So übernahm der Verein zwar die Kontrolle über die Anlage inklusive eines gewissen gestalterischen Spielraums, er trägt aber auch die gesamte Verantwortung. Eine erfolgreiche Führung setzt nach wie vor die Erbringung von erheblichen Eigenleistungen durch die Sektionsmitglieder voraus. Heute führt der Sportverein das Hauptspielfeld, samt Trainingsfeld, das Beachvolleyfeld, das Tennisfeld, sowie die Sportbar mit Umkleidekabine.


Leo, Hillebrand: 50 Jahre ASC Laugen, [Jubiläumsbuch Tisens 2016]