Im Schulhof oder am Paulpichl
Eine organisierte Fußballmannschaft wie in einigen Gemeinden des Etschtals gab es in der Nachkriegszeit zwar nicht, die Begeisterung für das runde Leder zog jedoch auch in Tisens die Buben schon früh in ihren Bann. Wenn der Bewegungsdrang nach der Schule nicht ohnehin in einer improvisierten „partita“ auf den Schulhöfen von Tisens und Prissian zum Ausdruck kam, traf man sich ungezwungen am Paulpichl, in der Pfarrer-Wiese nahe dem Gassbauer- Bildstock oder auf dem Heufler-Acker bei Prissian. Die Eigentümer tolerierten die Spiele der Kinder und Jugendlichen freilich nur in den kühlen Jahreszeiten. Trafen sie sie im Sommer an, jagten sie sie, zumal sie um den kommenden Schnitt fürchteten, ohne große Umschweife vom Feld.
Eine Mannschaft namens „Weißer Stern“
In den siebziger Jahren wuchs eine Generation von Fußballern heran, die nicht nur talentierte Spieler in ihren Reihen wusste, sondern auch mitverfolgte, wie der Sport in den größeren Gemeinden zunehmend einen organisatorischen Rahmen erhielt. Einzelne Tisner spielten zu dieser Zeit bereits bei Mannschaften wie Nals und trugen nun bei, auch in Tisens die Entwicklung anzuschieben. Eine erste Mannschaft rund um Albert Holzner, Roland Schwienbacher, Peter Holzner, Heinz, Peter und Konrad Lochmann sowie Adalbert Hillebrand absolvierte in unregelmäßigen Abständen Spiele gegen Mannschaften im Tal wie Nals oder Lana. Auffallend: Der Name der Auswahl enthielt nichtzufällig keinerlei Lokalkolorit: Nach dem damals erfolgreichen Club „Roter Stern Belgrad“ nannte man sich „Weißer Stern“. Diese „diplomatische“ Namensgebung warf ihre Schatten auf Probleme voraus, die da noch kommen sollten.
Rauchende Köpfe in der Bar „Leo“
Mitte der siebziger Jahre kamen die Dinge ins Laufen. Treffpunkt der Fußballfreunde war die Bar „Leo“ in Tisens. Dort diskutierten einzelne Gfriller mit Prissianern und Tisnern über die Zukunft des Fußballs in der Gemeinde. Dabei startete man von einem Fixpunkt: Seit 1970 gab es die Feuchtwiese von Anton Walzl, die von der Gemeinde als Fußballplatz vorgesehen war. Auch wenn der Platz nach ersten rudimentären Eingriffen weit davon entfernt war, bespielbar zu sein: Die Zukunft schien garantiert. Die Grundorientierung der jungen Spieler lief auf die Gründung eines neuen Fußballvereins hinaus, hatten die meisten von ihnen mit dem SC Laugen doch keinerlei Berührungspunkte. Aber dann kam der Kirchturmstreit zwischen Tisens und Prissian dazwischen. Wie sollte der Verein heißen? Tisens-Prissian oder doch umgekehrt? Max Tribus war in der Bar „Leo“ zugegen, als sich Fußballbegeisterte aus Prissian und Tisens um den Namen stritten, „bis die Köpfe rauchten“. Er selbst sei es als „Johanniter“ gewohnt gewesen, mit Mitschülern aus allen Gegenden Südtirols zurechtzukommen und habe nicht verstanden, wie man über ein derartiges Detail so in Rage geraten könne.
Hilfe aus Gfrill
Als man sich 1977 entschloss, an der Tschögglberg-Meisterschaft teilzunehmen (Die „Heimspiele“ wurden in Mölten ausgetragen!), wich man auf Vorschlag von Raimund Holzner auf die Bezeichnung „Wehrberg-Prissian“ aus. Nachdem sie die Meisterschaft fulminant gewonnen hatten, beschlossen die Spieler bei den ausgiebigen Feiern im Saxiller Keller noch in trauter Eintracht, gemeinsam das Abenteuer 3. Amateurliga anzugehen. Doch die Beteiligten vermochten sich nicht aus der Kirchturmlogik zu lösen. So gab es bereits kontroverse Debatten, wohin der Siegerpokal kommen sollte. Letztlich blieb er im Gasthaus „Zum Mohren“. Im Sommer 1978 zerstritten sich die Beteiligten definitiv und es kam zum Paukenschlag: Die Prissianer spielten unter der Bezeichnung „Andrian-Wehrburg“ in Andrian, die Tisner nahmen noch einmal an der Tschögglberg- Meisterschaft teil. Jedoch fiel die Mannschaftsliste nun bedenklich kurz aus. Rettung kam in zweifacher Hinsicht aus Gfrill: Mehrere junge Sportler wie die Egger- oder die Piazzi-Brüder schlossen sich den Tisnern an, weshalb nun eine schlagkräftige Gruppe entstand. Und die Gfriller Mannschaftskameraden boten auch Orientierung, wohin es mit Fußball-Tisens längerfristig gehen konnte. Nachdem der Schiclub Laugen vormals noch unzweideutig signalisiert hatte, man sei an einer Aufnahme von Fußballern nicht interessiert, waren es nun die Gfriller Mitglieder der Tschögglberg-Mannschaft, die – anders als ihre Tisner Kameraden engstens mit dem Schiclub vernetzt – für eine Aufnahme des Fußballs beim SC Laugen trommelten. So konnte zuerst Präsident Linger und schließlich die Mehrheit des Ausschusses überzeugt werden: Die Sektion Fußball war geboren.
Die Crux mit dem Sportplatz
Was die Gemeinde 1970 Anton Walzl mit dem Ziel abkaufte, einen Fußballplatz zu errichten, glich lange Zeit keineswegs einer Sportzone. Der Promotor des Kaufs, Laugen-Präsident Josef Knoll, bezeichnet das Feuchtgebiet gar als „schönstes Biotop Südtirols“. Die ersten Maßnahmen zu dessen Trockenlegung muten einigermaßen martialisch an: Mit großen Mengen Aushubmaterial, die beim Bau der Haushaltungsschule Frankenberg bzw. dem Ausbau der Obstgenossenschaft Tisens anfielen, erfolgte die Auffüllung der Zone, wobei die vom Genossenschaftsareal stammende Erde bei den Fußballern ob ihrer Wasserundurchlässigkeit noch berüchtigt werden sollte. Nach dem Abtritt von Knoll übernahm Hermann Linger die Initiative, brachte das Projekt aufgrund fehlender Mittel aber nur langsam voran. Improvisieren und Geduld haben lautete die Parole: Gab es wieder einmal einen Beitrag, konnte eine Firma mit Arbeiten betraut werden, dann stand alles wieder für Monate still.
Selbst ist der Mann
Bereits in dieser frühen Phase spielten die Eigenleistungen eine wichtige Rolle. Die Fußballfreunde investierten nicht nur Zeit und Arbeitskraft, immer wieder rückte man mit eigenem Arbeitsgerät bis hin zum Traktor aus, um den Platz weiterzubringen. Der Sicherheitsaspekt blieb dabei völlig unterbelichtet: So brachten die Jugendlichen selbst Asbestplatten in den Kabinen an, hantierten an der elektrischen Anlage oder der mit Gasflaschen gespeisten Heizung herum. Auch in diesem Zusammenhang war das Glück mit den Tüchtigen. So präsentierte sich im Sommer 1978 ein Platz mit vielen Kompromissen und Provisorien: Der Rasen wies eine unzureichende Dränage auf, das Bewässerungsproblem war ungelöst, die Beleuchtung des Feldes grenzwertig. Auch die Kabine konnte, was Heizung und Wasseranschlüsse betraf, kaum befriedigen: Nach Ende eines Spieles sprintete alles in Richtung Duschen, denn die Akteure wussten: Lange reicht das warme Wasser nicht!
Eindrucksvoller Start in der 3. Amateurliga
Die Unzulänglichkeiten des Sportplatzes, die Zankereien mit den Prissianern, die Turbulenzen rund um den Vereinsbeitritt: Dies alles focht die Fußballer nicht wirklich an. Nach zwei Jahren Tschögglberg-Meisterschaft wollten sie sich endlich in der Amateurliga beweisen und brannten darauf, endlich zu spielen. Und der Start in die Saison 1979/80 war äußerst vielversprechend. Die Mannschaft startete mit drei Kantersiegen so eindrucksvoll, dass Radio Maia einen ausführlichen Bericht über den Newcomer aus dem Mittelgebirge brachte. Zwar fiel man – Trainer Helmut Puffer hatte sich in der Zwischenzeit verabschiedet – in der Rückrunde etwas zurück, zufrieden konnte man mit dem vierten Endrang allemal sein. Die Gründe für die positive Bilanz sind schnell aufgezählt: Der einst in Diensten von „1860 München“ stehende, im Hotel Tirolensis tätige Helmut Puffer schindete die Spieler bis zum Erbrechen, was die konditionelle Überlegenheit erklärt. Andererseits gab es in der Gemeinde um 1980 einfach zahlreiche außerordentlich talentierte wie motivierte Spieler. Im Falle eines Zusammengehens von Prissianern und Tisnern und besserer Rahmenbedingungen, so Max Tribus, hätte damals die 1. Amateurliga ohne Weiteres ein realistisches Ziel sein können.
Spielen dank Feuerwehr
Wie in den siebziger Jahren mangelhafte Voraussetzungen durch Einsatzfreude und Kooperationsbereitschaft kompensiert wurden, schildert Hanspeter Matscher, Spieler und langjähriges Ausschussmitglied, an einem anschaulichen Beispiel: „Als wir im Herbst ´79 in die Amateurliga starteten, hatten wir kein Wetterglück. Im Gegenteil: Es regnete jedes Wochenende. Unser Platz war wie versiegelt, er ließ kein Wasser durch. Also machten wir uns bei jedem Heimspiel auf eine Absage gefasst. Als der erste Saisonhöhepunkt, das Spitzentreffen mit Tscherms, anstand, war es nicht anders. Die Gäste meinten bald nach ihrem Eintreffen am Sonntagvormittag angesichts der riesigen Wasserlachen, so könne man sicher nicht spielen und stellten sich bereits darauf ein, unverrichteter Dinge abzuziehen. Wir hatten aber einen Trumpf im Ärmel: Der Bruder unseres Sektionsleiters Heinz (Hillebrand), Edmund, war damals nicht nur unser Platzwart, sondern auch Feuerwehr-Kommandant. Er veranlasste, dass uns die Feuerwehr das Wasser abpumpte, sodass wir am Nachmittag das Spiel austragen konnten. Dies war in jenem Herbst öfters der Fall. Die Feuerwehr rettete uns gewissermaßen die Herbstsaison.“
Der Weg in die Stagnation
Die erste Saison in der 3. Amateurliga schien zu den besten Hoffnungen Anlass zu geben. Bereits im Folgejahr machte sich aber unübersehbar ein Trend nach unten bemerkbar. Die Ursachen dafür waren durchaus vielfältig: Eine erste Delle ergab sich, als gleich mehrere um 1960 geborene Leistungsträger den Militärdienst ableisteten. Da wurde deutlich, dass man mit einer dünnen Personaldecke arbeitete. Das nächste Problem bestand in der Trainerfrage: Am Land war in den achtziger Jahren kompetentes Personal nicht zu finden, also holte der Verein sich die Betreuer aus dem städtischen Bereich. Neben fähigen Leuten wie Finotto oder Bernardi auch Personal, das wenig Verständnis für die Bedürfnisse eines Dorfvereines aufbrachte und entsprechend scheiterte. Zwischendurch spielte der SC Laugen ohne eigentlichen Trainer, die Mannschaftsaufstellung erfolgte durch ein Mitglied. Ein großes Problem, so Hanspeter Matscher, sei das insofern nicht gewesen, als in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre selten mehr als 13-14 Spieler zur Verfügung standen. Die Fitteren hätten durchgespielt, die Schwächeren eben jeweils eine Halbzeit absolviert. Die Stagnation der ersten Mannschaft verhinderten weder von außen geholte Spieler noch die „Entspannung“ mit den Prissianern, die bereits einige Jahre nach dem großen Zerwürfnis zunehmend in den Mannschaftslisten des SC Laugen aufschienen. Als Ende der achtziger Jahre aus unterschiedlichen Gründen praktisch die Nachmessen ist besser als glauben: Nach der Niederlage gegen den SC Laugen argwöhnte der SV Andrian 1981, das Südtor des Fußballplatzes weise nicht regelkonforme Maße auf Als Ende der achtziger Jahre ausunterschiedlichen Gründen praktisch die gesamte Gruppe der Gfriller Spieler wegbrach, außerdem der Fußballplatz an den Rand der Bespielbarkeit geraten war, traf der Ausschuss unter Sektionsleiter Robert Wiest die Entscheidung, das Engagement in der 3. Amateurliga auszusetzen und vollauf die Jugendarbeit zu setzen.
Fußballturnier der Vereine
1983 veranstaltete der SC Laugen erstmals jenes Turnier, das vermutlich stärker zur Überwindung der Skepsis in der Bevölkerung gegenüber dem Sport im Allgemeinen und dem Verein im Besonderen beitrug, als jedes andere Sportereignis: das Fußballturnier der Vereine. Bereits das erste Turnier mit sieben Mannschaften erwies sich als durchschlagender Erfolg, die Publikumsresonanz übertraf alle Erwartungen .Sogar Bürgermeister Johann Egger gab angesichts der Volksfeststimmung seine Reserviertheit auf und reagierte begeistert. Wie ernst die teilnehmenden Vereine das Turnier nahmen, zeigten nicht nur die recht zahlreichen (wenn auch meist harmlosen)Verletzungen der Spieler und Spielerinnen, sondern auch der Umstand, dass der SC Laugen die Teilnahmebedingungen aufgrund von Protesten und Einsprüchen immer wieder ändern musste. Dass auch Damenmannschaften auftraten, war ein wichtiges Signal in Richtung Frauensport in der Gemeinde. Da jede Mannschaft eine Teilnahmegebühr entrichtete und das kulinarische Angebot bei Akteuren und Publikum bestens ankam, erwiesen sich die Turniere nicht zuletzt als großer finanzieller Erfolg. Wichtiger als die Einnahmen war jedoch der Umstand, dass die Vereinsturniere wie auch die ähnlich beliebten Spiele „Ledige gegen Verheiratete“ voll dem Leitgedanken des SC Laugen entsprachen ,nämlich den gesellschaftlich-sozialen Aspekt stets über den bloßen Leistungsgedanken zu stellen.
Konzentration auf Jugend
Als 1988 Adalbert Hillebrand als Vereinspräsident antrat, ließ er keinen Zweifelüber das Leitmotiv des Vereins: der Jugend in der Gemeinde eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bieten. Mit der Auflassung der ersten Mannschaft 1990 rückte die Jugendförderung in den Focus der Sektion Fußball. An den VSS-Meisterschaften hatten die Mannschaften bereits seit der Spielsaison 1981/1982 teilgenommen. Tragende Mitglieder der Sektion wie Markus Hillebrand, Hanspeter Matscher und Max Tribus hatten sich als Trainer auch des Nachwuchses angenommen und erfolgreiche Aufbauarbeit geleistet. Nach 1990 war der Verein allerdings mit einem Problemkonfrontiert, das auch die Betreuung der Jugend in Frage stellte: die beschränkte Bespielbarkeit des eigenen Platzes.
Spielgemeinschaften
Der Sektionsausschuss schlug eine Richtung ein, die zukunftsweisend sein sollte und heute in Südtirol aufgrund geburtenschwacher Jahrgänge und zahlreicher Freizeit-Alternativen gerade im Bereich Jugendmannschaften nicht mehr wegzudenken ist: jene der Spielgemeinschaften. Um jedem Kind optimale Möglichkeiten zu bieten, legte man den Bereich mit Nals und Völlan zusammen und überbrückte so die von den Infrastrukturen her so schwierige Zeit. Die Mannschaften liefen unter unterschiedlichen Bezeichnungen, Spielorte waren Nals, aber auch Tisens und Völlan. Vor allem die Zusammenarbeit mit Nals erwies sich für den SC Laugen als interessant, kam dem Fußball dort traditionell ein hoher Stellenwert zu. Die Laugen-Funktionäre konnten in einigen Bereichen eindeutig vom Know-how der Nalser profitieren. Die Zusammenarbeit machte nicht zuletzt für Kinder und Eltern unvergessliche Ereignisse wie die Teilnahme an internationalen Jugendturnieren wie beispielsweise Göteborg 1992 und 2005 möglich. Ein Nachteil der Spielgemeinschaft mit Nals war dem Ausschuss freilich auch bewusst: Einmal fußballerisch im Nachbardorf „sozialisiert“, würde es schwierig sein, die Jugendlichen wieder für den SC Laugen zugewinnen.25
Wochenstunden auf dem Fußballplatz
Was Roman Pircher für den SC Laugen-Wintersport war, ist Markus Hillebrand für die Sektion Fußball. Wie vielfältig seine Bedeutung für den Verein war und ist, kann hier allenfalls angedeutet werden. Der exzellente Weitspringer (seine7,72m von 1981 zählen heute noch zu den italienischen Bestmarken) war zeitweise Mitglied des Ausschusses und verbrachte unzählige Stunden mit der Instandsetzung und Wartung des Sportplatzes. Älteren Beobachtern ist er als pfeilschneller Flügelstürmer in Erinnerung. Als Trainerbetreute Hillebrand zwischen durch die erste Mannschaft des SC Laugen, übernahm1993/94 sogar den SC Nals in der 1.Amateurliga. Beim SC Laugen steht sein Name jedoch mehr als alles andere für die Betreuung der Jugend, einen Bereich, in dem er sich bereits Mitte der achtziger Jahre engagierte. Mit Fug und Recht kann er mit dreißig Jahren Erfahrung als Experte in Sachen Trainingsmethoden gelten, ist in der Lage, wahre Vorträge über die Entwicklungen der Fußballjugend in den vergangenen Jahrzehnten zu halten. Mit der ihm eigenen Mischung aus Disziplin und Einfühlungsvermögen traf er den Nerv der jungen Spieler, erwies sich auch den Elterngegenüber als überzeugender Kommunikator. Sein Motto: den Gemeinschaftsgeisthoch halten, an Niederlagen wachsen, niemanden auf der Bank schmoren lassen. Hillebrand stemmte in manchen Jahrenden gesamten Jugendbereich quasi im Alleingang(bis zu fünf Mannschaften!), verbrachte oft von Freitag bis Sonntag mehr Zeit auf dem Spielfeld als zu Hause. Er selbst taxiert sein Wochenstundenkontingentzwischen Trainings und Spielen in seiner aktivsten Zeit auf etwa 25. Getreu dem Motto, man könne Achtjährige nicht um zehn Uhr nachts trainieren, teilte er seine Arbeitszeit so ein, dass er bereits am späten Nachmittag am Platz stehen konnte. Mittlerweile hat sich Hillebrand etwas zurückgenommen, bleibt aber eine unverzichtbare Säule des Vereins.
„Eine halbe Hydraulikerlehre“
Die kriselnde Stimmung im Vereinsfußball in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre stand in enger Verbindung mit den immer unhaltbareren Zuständen auf dem Fußballplatz. War die Anlage an sich aufgrund fehlender Beiträge in dilettantischer Weise errichtet worden, so verschlimmerte die fehlende professionelle Wartung die Zustände. Der Spielbetrieb blieb nur aufgrund des aufopferungsvollen Einsatzes einiger Mitglieder aufrecht. Ob das Verstellendes Beregners anstand, das Putzender Toiletten, Mäharbeiten nötig wurden oder das Feld von Schneemassen zu befreien war: Hanspeter Matscher erinnert sich an unzählige Einsätze, die im Verlauf der Jahrzehnte nötig waren. Der langjährige Platzwart Max Tribus, bei technischen Gebrechen stets vor Ort, meint gar, hochgerechnet habe er am Sportplatz „eine halbe Hydraulikerlehre“ absolviert. Oft genug packten auch die Ehefrauen mit an. Die Freude an Gemeinsamkeit und Sportmachten es leicht, die eigene Freizeit zu investieren. Als die Protagonisten im Verlauf der achtziger Jahre mitbekamen, dass in vergleichbaren Gemeinden mittlerweile attraktive Sportanlagen entstanden waren, machte sich jedoch Unmut breit. Auf der Generalversammlung 1989 platzte Heinz Lochmann ob des „beschämenden Zustandes “von Feld und Kabine der Kragen, und er stellte die Frage in den Raum, warum man in Tisens nicht über einen Sportplatzverfügen könne, wie ihn alle Gemeinden des Landes hätten.
Eigenleistung anders gesehen
Der ehrenamtliche Einsatz spielte nicht nur in den Sportvereinen Südtirols eine traditionell wichtige Rolle, in Zeiten karger Landes- und Gemeindebudgets wäre so manches Vereinsleben ohne selbstlose Mitarbeiter vorzeitig zum Erliegen gekommen. Dessen ungeachtet stellt Max Tribus selbstkritische Überlegungen zum früheren Verhalten der Sektionsmitglieder an: „Wir waren wieder einmal mit dem Mähendes Platzes beschäftigt. Der Einsatz der damals üblichen Mähmaschinen kam nicht in Frage, also versuchten wir es mit Rasenmähern. Zu fünft rückten wir mit unseren Geräten an, jenes von Andreas Fabi ging gleich kaputt. Ich dachte mir, das könne nicht die Lösung sein. Kurze Zeit später war ich bei einer von Karl Mair geleiteten Gemeinderatssitzung zugegen. Im Anschlussfasste ich mir ein Herz, trat an Mair heran und konfrontierte ihn mit unseren Schwierigkeiten: Ich hätte in Meran einpassendes Mähgerät im Visier, das allerdings um die sieben Millionen Lire koste. Mair redete zu meiner Überraschung nichtlange herum, sondern forderte mich auf, einen Kostenvoranschlag zu präsentieren. Wenig später verfügten wir über das Gerät. In dieser Situation wurde mir klar: Bis zu einem bestimmten Punkt hatten wir selbst die Position unserer Kritiker, wonach Sportetwas Überflüssiges, wenn nicht gar Unsinniges sei, verinnerlicht. Das machte uns unsicher und passiv. Wir erhoben häufig zwar mündlich Forderungen, ohne diese in geeigneter Form zu verschriftlichen. Wir polemisierten schnell, scheiterten letztlich aber auch oft an unseren eigenen organisatorischen Unzulänglichkeiten. Meine Haltung war daher: Ansuchen und dann die Dinge ordentlich machen.“
Ein neuer Sportplatz muss her!
Dass der Fußball in Tisens nur eine Zukunft habe, wenn man am Sportplatz Handanlege, war allen Beteiligten ab Mitte der achtziger Jahre klar. Mit 90 x 45m war das Spielfeld nach geltenden Bestimmungen zu klein, um weiter in der Amateurligaspielen zu können. Da die von der Lega Calcio geforderten Mindeststandards etwa in Zusammenhang mit den Kabinenwiederholt nicht erfüllt wurden, setzte es saftige Strafen. Folglich stand die Neugestaltung der Zone sowohl bei der neuen Vereinsführung unter Adalbert Hillebrand als auch bei der seit 1990 amtierenden Gemeindeverwaltung ganz oben auf der Agenda. Die erste Notwendigkeit bestandin der Ablösung der Nachbargründe, da nur so an eine Erweiterung zu denken war. Die Angelegenheit kostete Zeit und Nerven, da die Verhandlungen mit mehreren, zum Teil widerstrebenden Parteien zuführen waren. Dann wurde die Sportzone in das Frankenberg-Projekt in volviert. Dieses sah eine multifunktionale Halle mit Nebenräumen vor, die auch dem Fußballhätten zugutekommen sollen. In der Sektion überwog die Skepsis, da laut Projekt die Kabinen in Frankenberg über einen Aufzugerreichbar waren und die Wege sich rechtweit ausnahmen. Nach dem Scheitern der Baupläne in Frankenberg unterbreitete die Landesverwaltung das Angebot, die Kabinen in ihrer heutigen Form zu realisieren. Die Arbeiten in der Sportzone starteten1994. Die Gemeinde belastete das Bauvorhabenfinanziell enorm und es kam immer wieder zu Verzögerungen. Anstatt 1997erfolgte die Einweihung erst im Jahr 2000.Die wichtigsten Maßnahmen: Erweiterung des Feldes auf 105 x 65m und Bau einer Zusehertribüne, Errichtung eines Trainingsplatzes sowie zweier Tennisplätze, völliger Neubau der Kabinen mit Bar im Obergeschoss, Errichtung einer Beleuchtungsanlage, Regelung der Bewässerungsfragedurch Bezug von Wasser von der Interessentschaft Prissian und Bau eines Speicherbeckens. Eine der aufwändigsten und teuersten Maßnahmen stellte die Erhöhung des Feldes um etwa einen Meter und die Verlegung von Dränagerohren dar. Das Feld war bereits 1998 bespielbar, die Kabinenließen noch zwei Jahre auf sich warten, weswegen sich der Verein mit einem Provisorium von mobilen Containern behalf.
Positiver Tenor
Sektionsleiter Robert Wiest und seine Leuteüberwachten die Baufortschritte in der Sportzone kontinuierlich. Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass einige Schwächender Projekte bzw. in der Bauausführung ausgebügelt wurden, wie die ursprünglich zu steile Einfahrt oder die Planung von gleich sechs Waschbecken bei nur zwei Duschkabinen nebst sinnlosen Schließfächern. Der eine oder andere Mangel, wie etwa der die Sicht auf das Feld behindernde Lichtmast vor der Kabine (soll demnächst versetzt werden), blieb aufgrund der rechtinflexible Haltung der Landesbehördenbestehen. Markus Hillebrand meint, man hatte besser mehr in das untere Geschoss des Gebäudes (etwa vier statt zwei Kabinen)denn in das obere (mit der Bar) investiert. Andere Ausschussmitglieder hätten die Positionierung der Kabinen nördlich des Spielfeldes bevorzugt. Dies sind aber, wie alle Beteiligten einräumen, Klagen auf hohem Niveau. Die neue Sportzone, so der einhellige Tenor, zähle schon aufgrund ihrer Lage zu den besseren im Lande und biete allemal die Voraussetzungen, Sport mit Freude auszuüben.